Gemeinde Heidenrod

Zur Geschichte und Entwicklung der Gemeinde Heidenrod

Heidenrod liegt in Hessen im westlichen Teil des Rheingau-Taunus-Kreises an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz und wird von der Bäderstraße (B 260) durchquert. Die Ortsteile verteilen sich überwiegend auf dem zum Taunus zählenden Höhenzug der Kemeler Heide mit dem Mappershainer Kopf als höchster Erhebung mit 548 m über NN zwischen dem Wispertal im Süden mit ca. 200 m über NN unterhalb Geroldsteins und dem Aartal im Nordosten mit ca. 210 m über NN bei der Neumühle. Die Gemeinde Heidenrod ist mit fast 100 km² flächenmäßig eine der größten Gemeinden im Land Hessen, mit knapp 7.800 Einwohnern verteilt auf 19 Ortsteile aber nur dünn besiedelt, was große Herausforderungen für den Bau und die Unterhaltung der Infrastruktur (Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Straßenbau) bedeutet. Etwa 5.700 ha und damit etwa 60% der Gemeindefläche bedecken abwechslungsreiche Mischwälder, wovon sich ca. 4.600 ha im Besitz der Gemeinde befinden, die damit nach Frankfurt der zweitgrößte kommunale Waldbesitzer in Hessen ist.

Zum Jahresbeginn 1972 führt die kommunale Gebietsreform 17 bisher selbständige Dörfer freiwillig zur Großgemeinde Heidenrod mit Verwaltungssitz in Laufenselden zusammen (Stichtag: 31.12.1971). Der kleinste Ortsteil Martenroth wird durch Erlass des Innenministeriums zum 1. Juli 1972 eingegliedert. 1977 erhöht sich die Anzahl der Ortsteile durch die Eingemeindung von Hilgenroth per Gesetz auf 19 und die Landkreise Untertaunus und Rheingau werden zum Rheingau-Taunus-Kreis mit Verwaltungssitz in Bad Schwalbach vereinigt.

Die frühesten Siedlungshinweise in Heidenrod sind die zahlreichen Hügelgräber in den Wäldern – im Walddistrikt Schirm bei Huppert befindet sich das größte Hügelgrab mit über 4 m Höhe und 30 m Durchmesser. Die Hügelgräber stammen spätestens aus der vorrömischen Eisenzeit (800–50 v.Chr.), in der hier eine keltische Bevölkerungsgruppe lebte (aus dieser Zeit stammen die alten Orts-, Berg- und Flussnamen wie Kemel, Wisper und Zorn). Möglicherweise wurden die ersten Grabhügel bereits in der Hügelgräberbronzezeit (1.600 –1.300 v.Chr.) angelegt.

Erste römische Feldzüge in unser Gebiet führte der römische Feldherr Caesar nach der Eroberung Galliens in den Jahren 55 und 53 v.Chr. mit nachgewiesenen Marschlagern bei Limburg. Seit dem Bau des Legionslagers Mainz spätestens 13 v.Chr. reichte der römische Einfluss dauerhaft auch in unsere Region. Im Jahre 83 bis 85 n.Chr. führte der römische Kaiser Domitian Krieg gegen die Chatten und eroberte weite Gebiete rechts des Rheines. Um diese Gebiete dauerhaft zu schützen, wurden Schneisen in die Wälder des Taunus geschlagen und der Limes angelegt, der die römische Reichsgrenze bis um 260 n.Chr. bildete. Von diesem heutigen Weltkulturerbe Obergermanisch-Rätischer-Limes mit 550 km Länge liegen ca. 10,5 km in Heidenrod mit heute noch sichtbaren Resten von Wall und Graben, 16 römischen Wachttürmen, dem Lagerdorf des Kohortenkastells Holzhausen/Haide bei Laufenselden, das  Kleinkastell Dörsterberg nahe Huppert und dem Kastellstandort Kemel mit 3 verschiedenen Kastell-Anlagen in zeitlicher Abfolge. Der Kirchturm der ev. Kirche in Kemel steht auf den Grundmauern des Fahnenheiligtums des Numeruskastelles in der Ortslage.

Der römische Einfluss auf das nach 260 n.Chr. nun von Alemannen besiedelte Gebiet rechts des Rheins wurde durch Verträge gefestigt und hielt sich bis zum Abzug der Römer von der Rheingrenze um das Jahr 405. Nach Niederlagen der Alemannen gegen die Franken um 500 wurde die Gegend Teil des fränkischen Reiches.

Als erste urkundliche Erwähnung wurde in einer Grenzbeschreibung des Klosters Bleidenstadt von 812 die Kemeler Kirche (Kamele ecclesie) auf der Anhöhe als Grenzmarke der vier sich hier treffenden fränkischen Gaue des Frühmittelalters verwendet (Rheingau, Einrichgau, Niederlahngau und Königssondergau um Wiesbaden). Laufenselden, Meilingen, Zorn und der Altenberg gehörten zum frühen Eigengut der Herren von Katzenelnbogen, die ihr Geschlecht 1102 nach ihrer Burg Katzenelnbogen am Rande des Waldgebietes „Fuchsenhöhle“ zwischen Wisper, Dörsbach und Aar benannten. 1138 durch Erbschaft in den Grafenstand aufgestiegen, kauften sie zusammen mit den wahrscheinlich verwandtschaftlich verbundenen Herren von Laurenburg und Nassau im Jahr 1160 die Grafschaft im Einrich von den Erben der Grafen von Arnstein. Die Reste dieser gemeinschaftlichen Herrschaft bildete später das sogenannte „Vierherrische Gericht“ bis zu seiner Auflösung 1774. Mit dem Tode des letzten Katzenelnbogener Grafen Philipp 1479 fiel auch die Niedergrafschaft Katzenelnbogen an seinen Schwiegersohn Landgraf Heinrich von Hessen und blieb hessisch bis 1806. Von 1806 – 1813 stand die Niedergrafschaft unter direkter französischer Verwaltung, fiel kurzzeitig an Hessen zurück und wurde durch Tausch 1816 Teil des Herzogtums Nassau. Von 1866 bis 1945 zugehörig zu Preußen, wurde der amerikanisch besetzte Teil der Region in die Bildung des neuen Landes Hessen mit einbezogen.

Offizieller Internetauftritt der Gemeinde Heidenrod