Falsches Spiel am Brunnenplatz (2019)

Kriminalstück von Hans Joachim Schwamb

„Eine Kriminalkomödie zu Lust und Frust im Freistaat Flaschenhals. – Der Abend in der Zorner Morsbachhalle war sowohl unterhaltsam als auch kulinarisch genussvoll.“
Dieses Lob eines überaus zufriedenen Gastes des „Premieren-Krimidinners“ am 12. Oktober 2019 spornte alle Akteure an, für die weiteren drei Krimidinner-Veranstaltungen am 13., 18. und 19. Oktober 2019 ihr Bestes zu geben. Es waren insgesamt tolle Krimi-Abende in Zorn. Alles passte perfekt zusammen. Danke allen Helferinnen und Helfern beim Kulissenbau, danke allen Sponsoren die uns mit Material und Dienstleistungen unterstützt haben. Danke für den Auf- und Abbau, Danke für die wunderbaren Ideen für Dekoration und Beleuchtung und für das Bereitstellen des Materials.

Die Darstellerinnen und Darsteller
Danke für euer Engagement und Eure Professionalität. Es hat allen große Freude bereitet, euch beim Spielen zuzusehen. Aber Freude und Leid liegen nahe beieinander: So haben wir mitten in den Proben unseren Rauf Tuksavul ganz plötzlich verloren. In unseren Herzen war er immer bei uns, wir haben es verstanden Ihn in den Proben unter uns zu wissen, in seinem Geist nach vorne zu schauen und das Stück zur Aufführung zu bringen. Danke allen Darstellerinnen und Darstellern, ohne euch wäre das Stück nicht so lebendig und unterhaltsam geworden, wie es am Ende geworden ist. Es war toll mitzuerleben wie ihr mein geschriebenes Wort in Sprache und Mimik umgesetzt habt.

Das Küchenteam
Danke an unserer Küchencrew und allen Helferinnen und Helfern in und um die Küche. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir eure Kochkünste, die ihr ehrenamtlich zur Verfügung gestellt habt, genießen konnten. Ihr habt eine Bombenarbeit gemacht und fachkundig und kompetent ein super leckeres Menü aus wirklich guten biologischen Produkten gekocht und genau auf den Punkt bereitgestellt.

Der professionelle Service während der Veranstaltungen
Danke allen, die den Service innerhalb und außerhalb der Halle während der Veranstaltungen unterstützt haben, unsere Gäste waren mehr als zufrieden. Vielen Dank für eure Zuverlässigkeit. Ihr habt das toll gemacht!

Den Helferinnen und Helfern an den Tagen davor und danach
Danke allen aktiven Sängerinnen und Sängern, allen Mitgliedern, allen Freunden des MGV, dass ihr uns auch bei den unliebsamen Arbeiten (spülen, abtrocknen, putzen, ab-, ein- und aufräumen)
geholfen habt. Durch die vielen Hände gab es doch oft auch ein schnelles Ende.
Für alle Akteure und für das Publikum waren es kurzweilige und schöne fünf Stunden in den ausverkauften Vorstellungen. Jedes Publikum ließ sich gerne in die Zeit des Freistaates Flaschenhals entführen und folgte gespannt der

Handlung:
Wir schreiben das Jahr 1919, der 1. Weltkrieg ist gerade vorbei und unsere Region droht zwischen den Besatzungsmächten auseinandergerissen zu werden. Im Umkreis von 30 km werden von Koblenz und Mainz im letzten Jahr die jeweiligen Brückenköpfe festgelegt: Der Brückenkopf Mainz wird durch die französische Besatzungsmacht und der Brückenkopf Koblenz durch die amerikanischen Streitkräfte annektiert. Durch die kreisförmige Fläche der beiden Brückenköpfe entsteht eine nicht besetzte Zone, ein Niemandsland, der berühmte Freistaat Flaschenhals. Zorn liegt im Bereich der schmalsten Stelle des Freistaates Flaschenhals.

Freistaat Flaschenhals

Freistaat Flaschenhals


Viele Räuber und Schmuggler treiben sich hier in den umliegenden Wäldern herum und nutzen die fehlende Gerichtsbarkeit aus. Überfälle und Wilderei sind in dieser Zeit an der Tagesordnung.
Unter diesen lichtscheuen Kameraden ist auch der Köhler Timo Schwarz (Martin Janner) mit seinem Meiler am Zorner Waldrand. Ein unheimlicher Geselle, nicht nur sein Name lautet „Schwarz“, auch sein Gesicht, seine Hände und vielleicht auch seine Seele sind es. Das Köhlern hinterlässt an ihm seine Spuren. Viele fürchten sich vor dem „schwarzen“ Mann, der durch seine nicht immer legalen Geschäfte für seinen schlechten Ruf selbst verantwortlich ist.
Auch unseren drei Grazien von der „Wäschbitt“, Susanne Traum (Sigrid Siegismund), Petra Pesch (Judith Grebe) und Patricia Hochmut (Stephanie Friedrich) läuft ein eisiger Schauer über den Rücken, wenn ihnen der Köhler begegnet. Die Dorfbewohner müssen in dieser Zeit zwar viele Entbehrungen hinnehmen, aber unseren taffen Waschfrauen verdirbt das nicht die gute Laune, wenn sie am Waschplatz beschäftigt sind. Hier können sie ohne Einschränkung über andere lästern und die kuriosesten Neuigkeiten schnellstmöglich unter die Zorner Dorfbewohner bringen. Natürlich bleiben dabei Verwechslungen und Verwicklungen nicht aus.
Viele Unannehmlichkeiten des Freistaates Flaschenhals könnten die Zorner leichter ertragen, wäre da nicht der skrupellose Gemeinderechner Christian Gierig (Tobias Müller), ein unangenehmer Geselle. Als „zugereister Pälzer“ hat er sich mit allerlei Lügen das Vertrauen eines Zorner Bauern erschlichen und wurde zur Krönung, auf ausdrückliches Geheiß des Bauern, mit
dessen Tochter Elfriede (Diana Mai) vermählt. So wird Elfriede zur Frau Gierig, obwohl sie doch ihre eigentliche Liebe schon im Ort mit dem Studienassessor Karl März (Dirk Salzmann) gefunden hat. Seit der Zwangsheirat gehen die Beiden sich bewusst aus dem Wege. Elfriede kommt ihren bäuerlichen Pflichten nach und Karl März frönt seiner Leidenschaft, der Botanik und hier speziell der Sammlung von Schmetterlingen. Mit der Freude an der Botanik verdrängt er allzu oft seine eigentliche Aufgabe, die Unterrichtung der Zorner Kinder. Aber seine resolute Haushälterin Barbara Dornenreich (Dorothee Albus) zeigt ihm stets seine Pflichten auf und ruft ihn zur „A“rdnung. Ja, unsere resolute Frau Dornenreich, ihres Zeichens Großcousine
des Landrats von Limburg, hat einen kleinen Sprachfehler. Immer wenn sie ein „O“ sprechen will, verlässt ein überdeutliches „A“ ihren Mund und führt oft zu versteckten Lachern bei den Dorfbewohnern. Trotz ihres Sprachfehlers hat sie im Ort ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Schließlich ist Barbara Dornenreich eine Aut“A“rität in Zorn. Die sonst so resolute Frau ist jedoch in diesen Tagen sehr verzweifelt, sie vermisst ihren über alles geliebten Kater Wilhelm und sucht ihn Tag und Nacht. Der Markt am Brunnenplatz ist sehr beliebt. Hier steht direkt vor dem Plumpsklo und dem Misthaufen des Bauern Gierig der ärmliche Verkaufsstand mit Kartoffeln und Rüben von Hilde Müller und ihrer Mutter Martha (Lilia Peter und Manuela Hanßke).
Martha ist eine von der Sonne des Lebens eher wenig beschienene Person, der in früheren Jahren kaum etwas gelang und deren Träume alle platzten. Als auch noch Hilde als uneheliche Tochter auf die Welt kam, war damit auch eine vorteilhafte Ehe nicht mehr möglich. Dies alles lässt sie Hilde in ihrer Verbitterung allzu oft spüren. Ihr Miteinander hat viele Facetten des Märchens Aschenputtel. Dabei ist Hilde ein fleißiges und stets um Ausgleich bedachtes Mädchen, auch wenn sie ihrer Mutter kaum etwas recht machen kann. Die Fragen nach ihrem Vater bleiben durch ihre Mutter immer unbeantwortet. Zu allem Überfluss neidet Martha den beiden Glückskinds“ den Dorfladen. Sophia und Arno Glückskind (Sabrina und Dominik Kunz) sind
glücklich verheiratete junge Eltern mit den Zwillingen Max und Moritz. Beide kümmern sich liebevoll um ihre Kinder und um den kleinen Dorfladen, den sie von Sophias Großmutter geerbt haben. Arno Glückskind himmelt seine Sophia an und prahlt in höchsten Tönen von Sophias Backkunst. Alles wäre perfekt, wenn da nicht seine Eifersucht wäre. Arno Glückskind sieht schon rot, wenn nur ein fremder Mann in den Kinderwagen seiner beiden Kinder schaut. Unsere kluge Sophia weiß aber ihren Liebsten zu lenken und so zu führen, dass es allen zum Vorteil gereicht und Arno im Verlauf der Handlung seine Amtsgeschäfte ordnungsgemäß erledigt.
Zum Dorfgeschehen trägt auch der alte Knecht Ludwig Löffel bei (Hans Joachim Schwamb). Ludwig ist dem Hof der Gierigs treu geblieben, obwohl Christian ihm das Leben auf dem Hof nicht
leicht macht. Er ist auf dem Hof die gute Seele, bewacht den Weinkeller und fordert sein Altenteil. Gelegentlich packt er mit an und steht Elfriede in schwierigen Situationen oftmals bei. Ludwig
Löffel stottert sehr stark. An manchen Tagen bekommt er so gut wie kein Wort fließend heraus, aber dann fängt er einfach an zu singen. Sein Steckenpferd ist das Absingen bekannter Melodien
mit neuverfassten schrägen Texten. Das macht er nur allzu gern. Vor allen Dingen nach dem ausgiebigen Genuss von Wein aus anderer Leut‘ ihr‘m Weinkeller. Das Dorfleben könnte so harmonisch sein, wäre Christian Gierig  nicht durch die Macht von Elfriedes Vater zum Gemeinderechner aufgestiegen. Nach dem Tod des Bauern zeigt Christian sein wahres Gesicht. Herrschsüchtig, faul und nur auf seinen Vorteil bedacht, spielt er sich als Despot auf und tyrannisiert alle. Ganz schlimm ist es, seit Christian den Schultheis vertritt, dessen Amt
zurzeit verwaist ist. Unerbittlich verfolgt er die Einhaltung der – weitestgehend von ihm festgelegten – Regeln des Dorflebens. Er selbst hält sich nicht im Entferntesten an seine eigenen Vorgaben. Vielmehr liebt er sein ausschweifendes Leben und seine krummen Geschäfte, an denen oft auch der Köhler Timo Schwarz beteiligt ist. Mit ihm zusammen brennt Gierig in einer versteckten Destille das beliebte „Zorner Wasser“. Am Markttag wechselt die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner von Gemeinderechner Christian Gierig auf die arme junge Hilde Müller.
Was ist geschehen?
Unsere drei Waschfrauen wissen natürlich alles bis ins kleinste Detail. Ihre Informationsquellen sind so verlässlich, als wären sie selbst bei diesem schlimmen Vorfall dabei gewesen.
Studienassessor Karl März soll das arme Mädchen unsittlich berührt haben. Patricia Hochmut berichtet sogar davon, dass Hilde Müller schwanger sei. Petra Pesch ergänzt noch, dass Elfriede
Gierig den Dorfschullehrer und Hilde Müller „inflakoni“ erwischt habe. Erstaunlich ruhig schaut Martha Müller diesem Geschehen zu. In ihren Wunschvorstellungen sieht sie schon ihre Tochter als Frau des Dorfschullehrers und sich selbst als dessen Schwiegermutter. Sie setzt alles daran, dass ein Ehevertrag zwischen Karl März und ihrer Tochter beim Gemeinderechner aufgesetzt und
unterschrieben wird. Auch Barbara Dornenreich kann Martha Müller mit ihrer Aut“A“rität nicht an diesem Vorhaben hindern. Zwar hat sie durchgesetzt, dass Zorn einen neuen jungen
Dorfpolizisten bekommt, aber sie selbst hat keine Zeit für Recht und „A“rdnung zu sorgen, da ihr Kater Wilhelm immer noch nicht nach Hause gekommen ist. Verzweifelt sucht sie weiter nach ihrem „Katerchen“. Trotz des neuen Dorfpolizisten ist am nächsten Tag die Stimmung
auf dem Brunnenplatz immer noch sehr angespannt. Martha Müller hat in der Nacht noch schnell ein Brautkleid aus Meilingen besorgt und es passt Hilde sogar, jedoch weigert sich Karl März
beharrlich diese zu heiraten. Elfriede Gierig ist zutiefst verletzt, macht sich ihre ehemals große
Liebe doch an „junge Mädcher“ ran. Auch auf ihren Mann ist sie total sauer. Er lässt sie nächtelang allein auf dem Hof und betrinkt sich in den umliegenden Gasthäusern. Für die sonst so friedvolle Elfriede ist das Fass fast am überlaufen. Total wütend über die Lieblosigkeit ihres Mannes könnte sie ihn umbringen, wenn das nur kein Mord wäre. Auf dem Hof wird ein versiegelter Brief aus Limburg für Christian abgegeben den Elfriede umgehend zu ihrem Mann auf den Brunnenplatz bringt. Es sind schlechte Neuigkeiten denn es ist eine Vorladung worin Christian eines schlimmen Vergehens beschuldigt wird. Durch unglückliche Umstände wird der Inhalt des Schreibens bekannt. Nicht nur der treue Ludwig erfährt von dem Inhalt und ist total wütend auf Christian. Martha Müller kann ebenfalls kaum glauben, was sie in der Vorladung lesen muss, nachdem sie diese auf dem Marktplatz findet. Voller Wut greift Sie nach einer Mistgabel und stürmt mit einigen heftigen Verwünschungen gegen Christian Gierig aus ihrem Marktstand.
Natürlich ergaunert sich auch Timo Schwarz die Vorladung und ist sich sicher, dass ihm der Inhalt dieses Briefes zu neuem Reichtum und zu einem sorgenfreien Leben helfen wird. Doch da hat er die Rechnung ohne Christian gemacht, der als Gemeinderechner vermeintlich am längeren Hebel sitzt. Er fordert die verlorengegangene Vorladung zurück und droht Timo Schwarz in den Karzer zu stecken. Dieser lässt sich das ebenfalls nicht gefallen und bedroht Christian „Pass ab jetzt lieber auf dein armseliges Leben auf, nicht dass da so ein schwarzer Mann kommt und …“.
Zu guter Letzt muss der arme Karl März die Vorladung am öffentlichen Aushängebrett lesen. Kann er Christian Gierig verzeihen, dass er ihm das Liebste genommen hat und jetzt noch
diese Ungeheuerlichkeit in der Vorladung? Es sieht nicht so aus. Seine Wut steigt ins unermessliche, Poseidon könnte nicht wütender sein. Eine Weidenrute bekommt die ganze Stärke seiner Wut direkt zu spüren. Christian Gierig muss die Rache des Karl März fürchten.
Schon am nächsten Morgen wird Christian Gierig tot auf der Bleichwiese am Morsbach gefunden. Wer hat ihn umgebracht? Susanne Traum kann nicht verstehen, dass er auf einem so guten
Bettlaken mit einer Mistgabel im Rücken verblutete. Damit hat der neue Dorfpolizist Glückskind seinen ersten großen Fall und beginnt mit den Ermittlungen. Ganz schnell hat er eine Handvoll Verdächtige gefunden und stellt diese zuerst einmal unter Hausarrest. Sechs Monate später kommt es zu einer öffentlichen Verhandlung, bei der die Mörderin oder der Mörder verurteilt
werden soll. Leider kann der Landrat nicht den Vorsitz der Verhandlung übernehmen und beauftragt eine Person mit Aut“A“rität ihn zu vertreten und die Schuldige oder den Schuldigen
zu finden. Ob das Laiengericht am Ende durch ihre Kombinationsgabe und ihr kriminalistisches Gespür eine des Mordes Schuldige oder einen des Mordes Schuldigen ermitteln kann, soll in dieser Darstellung des Inhalts ein Geheimnis bleiben.
In der Galerie finden Sie einige Bilder zu den Akteuren, Kulissen und aus den Aufführungen.